GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

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GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

Conny E. Voester

Mehr als die Hälfte der 30 Filme, die an sechs Tagen bei der diesjährigen 18. Duisburger Filmewochen gezeigt wurden, waren von jungen Filmemachern, Abschlußfilme oder erste größere Arbeiten, die Filmwochenleiter Ruzicka als „Filme mit Ambition und Stilwillen, voller Wagemut und erstaunlicher formaler Varietät" annoncierte. In der Tat hatte die Auswahlkommission wieder ein - im besten Sinne - anspruchsvolles Programm zusammengestellt und mit dem Motto „Ein. Sicht. Aus" ein gleichermaßen lakonisches wie verschmitztes Versprechen gegeben.

600 Einstellungen zu je drei Sekunden bilden die Struktur des Filmexperiments AUGENZEUGEN DER FREMDE von Gustav Deutsch und Mostafa Tabbou, das sich inmitten all der narrativ- und handlungsorientierten Arbeiten wie ein formalistisches Rätsel ausnahm, doch am Ende selbst hartnäckige cinéma-vérité-Anhänger durch seine atmosphärische Dichte, durch radikal persönliche Bilder zu faszinieren vermochte.

Wer etwas sehen will, muß die Augen aufmachen. Wer im Film etwas zeigen will muß wissen, was Kamera und Montage (von Bild und Ton) bewirken. Gustav Deutsch lebt in Wien und arbeitet seit 1967 mit Fotografie, seit 1977 mit Video und filmt seit 1981. Doch nicht nur seine profunde Kenntnis der technischen Mittel und theoretische Reflexion von Fragen der Wahrnehmung und Abbildung, Bewegung und Zeit, Analogie von Kamera und Waffe (zumal in „der Fremde") haben ihm die besondere Methode für AUGENZEUGEN DER FREMDE erschlossen; persönliche Integrität und der ernsthafte Versuch, sich mit „dem Unbekannten" und der Wahrnehmung der Anderen als authentischen Bildern fremder Menschen auseinanderzusetzen, führte dazu, daß ihm gemeinsam mit seinem Co-Autor die Kamera als Instrument diente für die „Wahrnehmungen des Einen wie des Anderen, wechselseitig im jeweils anderen Wohnort". Deutsch filmte in Tabbous Heimatort, einer Oase in Marokko, Tabbou in Wien. Eine technische Konstruktion mit Zeitschaltuhren bestimmte den Zeitraum der Beobachtungsdauer und den Aufnahmerhythmus der Kamera, exakt drei Sekunden für jede Einstellung und insgesamt 300 Einstellungen für jeden Ort. Zu sehen sind verschiedene Themen, die durch Bildmotive beschrieben sind (etwa: „Licht" durch Wüste, Bach und Steppe). Die einzelnen Sequenzen sind mit Schwarzfilm getrennt und geben als einzigen Hinweis auf Kapitel-Einheiten die Numerierung von 1.1 mit der Einstellungszahl 1-10, 11-20, 21-30 bis 1.10 und den Einstellungen 271 bis 300 sowie 2.1. bis 2.5. mit jeweils 60 Einstellungen also : 301 bis 600. Weil die kompositorische Struktur so einfach ist, kann sich der Betrachter ganz auf die Bildmotive (mit zumeist Originalton) konzentrieren und den assoziativen Interpretationsraum, den sie eröffnen. Am Ende des Films, nach dreißig Minuten, stellt sich eine komplexe Studie her von Strategien der Annäherung und behutsamer Aufmerksamkeit, von poetischen Bildern und meditativer Verkettung.