Bert Rebhandl
Von allen Möglichkeiten zur Interaktivität, wie sie die Unterhaltungsindustrie derzeit verheißungsvoll beschwört, ist die herkömmlichste zugleich die radikalste: Das Ein- und Ausschalten bleibt wohl bis auf weiteres den Benützern überantwortet. Es sei denn, man schläft vor den nächtlichen Endlosschleifen der Kabelsender einfach ein und träumt zum medialen Hintergrundrauschen.
Von der hypnotischen Erfahrung dieser TV-Programme erzählte der Wiener Filmemacher Gustav Deutsch am Donnerstag, als er unter dem Titel Endless Repetition eine von der Austrian Filmmakers Cooperative organisierte Personale selbst moderierte. Den Wiederholungen als defensive Strategie eines um neue Ware verlegenen Fernsehens kontrastierte der mit seiner Kamera weitgereiste Deutsch andere, lebensphilosophisch vermittelte Repetitionen.
Die unwillkürlichen somatischen Regelmäßigkeiten des Atmens, des Herzschlages, der Erwachens und Einschlafens sind ihm dabei genauso bedenkenswert wie die globalen Bewegungen, die sich im täglichen Wechsel des Lichts niederschlagen. Ein Bildausschnitt aus Marokko, montiert zu einer Endlosschleife, verrät sich als solche nicht nur durch das Rumpeln an der Klebestelle, sondern deutlicher noch durch die gleichbleibende Helligkeit.
Viele von Deutschs Arbeiten sind geprägt von einer Geste des Innehaltens, des Rund- und Überblicks. Ohne Scheu stellt er, wo er nicht mit gefundenem Material arbeitet, sich selbst in den Mittelpunkt. Sowohl hinter als vor der Kamera widmet er sich einer Phänomenologie der Gesten und Verrichtungen, nicht unähnlich den Text-Miniaturen von Vilem Flusser.
Daß Deutsch dabei den Schleifspuren am filmischen Material mehr Konzentration widmet als der Geschliffenheit eines makellosen Produkts, verbindet ihn mit den vielfältigen Formen, die im österreichischen Film mit einem vagen Hilfsausdruck als „Avantgarde" bezeichnet werden. Inwiefern er diesen Begriff mit Inhalt füllen kann oder überhaupt möchte, wäre eine Frage wert.