GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

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GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

Bernhard Sallmann

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Beeindruckend war Deutschs neue Arbeit FILM IST. (A, 1998, 16mm, F u. S/W, 60min). Das Projekt zerfällt in sechs Kapitel, die angeben, was Film sein kann: Bewegung und Zeit, Licht und Dunkelheit, Ein Instrument, Material, Ein Augenblick oder Ein Spiegel. Die Hauptkapitel wiederum zerfallen in Unterkapitel, worin der Autor Mimesis an wissenschaftliche Katalogisierungen übt. Fast ausnahmslos verwendet Deutsch existierende wissenschaftliche Filme, einzig eine Einstellung auf einen nächtlichen Blitz hat der Autor selbst gefilmt. Ein einschlagender Blitz teilt Ganzes, Deutschs Verfahren ist dem ähnlich; es spaltet die Darstellungsschichten des wissenschaftlichen Materials und stattet sie mit neuen Sinnschichten aus. Das gelingt durch die teilweise Neugestaltung des Tons und der Musik, die dem (scheinbar) über objektive Beweiskraft verfügenden Material fiktionale Gestalt verleiht. Eine Augenoperation gerät dabei zum Remake von UN CHIEN ANDALOU, die Tötung einer Ratte durch den Giftbiß einer Schlange zum Muster für das Lauern jedes Täters auf jedes Opfer in jedem Thriller. Imposant sind die Materialien selbst und Deutschs Rechercheleistung, sie aus den Archiven des Schweigens herauszuholen; Lehrfilme, die Generationen von Auszubildenden öd rezipierten, werden befreit aus ihrer hilflosen Pädagogik und durch das Verfahren von Reihung und Neuordnung mit jener Kraft ausgestattet, die ihnen prinzipiell innewohnt. Sei es die Gewalt eines Projektils, das Holz durchschlägt oder sei es der Lauf eines Straußes entlang einem Zaun. Deutschs Film ist von einer selten im Kino vernommenen Aura, weil er einer Rubrizierung in Genres sich verweigert. Tableaufilm nennt der Autor selbst sein Projekt.​​