GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

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GUSTAV DEUTSCH

Bibliografie thematisch

Michael Loebenstein

Film ist Hör- und Schaulust. Auch das macht Gustav Deutschs jüngste Arbeit „Film ist. (7-12)" deutlich. Herkunft oder ursprüngliche Bedeutung der Hunderten Ausschnitte, aus denen der Film in der nun vorliegenden Kinofassung gebaut ist, wird nicht verraten. Nüchterne Inserts wie „Komisch", „Magie", „Eroberung" überlassen dem Zuschauer die Assoziationsarbeit und besagen bloß: Film ist das und vieles mehr.

Etwa der Blick durchs Fenster oder Schlüsselloch, der den Voyeur jäh durch Zeit und Raum katapultiert - von gleißenden, monochromen Aufnahmen in Tableaus voll intensiver, außerirdischer Farben stößt. Wer „Film ist." als bloße Kompilation begreift, tut seiner synästhetischen Gewalt Unrecht. Vielmehr ist er ein Beispiel für das, was die Filmwissenschaftlerin Annette Michelson einmal die „berauschenden Freuden des Schneidetischs" genannt hat; für die zugleich analytische und alchemistische Praxis des Kinos, mit Raum und Zeit zu spielen, die Gesetze der Physik auszuhebeln, Objekte zum Leben zu erwecken, Bewegung anzuhalten oder bis zum Exess zu beschleunigen.
So ist das Komische nie weit vom Unheimlichen entfernt: Wenn etwa ein Tisch sich unter den wütenden Stockschlägen eines Gentleman immer wieder zusammenbaut oder die Slapstick-Legende „Fatty" Arbuckle mit Küchengerät und Geschirr ein aufreizendes Tänzchen wagt. Eine Chinesin präsentiert stumm ihre Reisschale; ein totel Nilpferd liegt zu Füssen anonymer, grimassierender Safarireisender. Ballon und Zeppelin steigen, Gerippe tanzen, ein Schiff explodiert, und das 20. Jahrhundert hat begonnen.