Gini Brenner
Sex, Tod und magische Bilder. Gustav Deutschs sinnliche Collage aus faszinierenden Fundstücken aus der Frühgeschichte des Films ist eye candy für Kino-Voyeure im reinsten Sinne des Wortes.
Kino lebt von der Lust am Zuschauen. Fetisch und Fantasie, Geschichte und Mythologie, Sound & Visionen: Kunst als Kinoerlebnis für die Massen, bewegte Bilder für Augen, Herz, Hirn und Seele.
Der studierte Architekt und international renommierte Wiener Film- und Videokünstler Gustav Deutsch ist einer der profiliertesten Entrepreneure des Österreichischen Kinogeschehens abseits des Mainstream. Er arbeitet ausschließlich mit bereits vorhandedem Material, das er völlig neu um- und ineinandermontiert, mit seinen Werken wie Film is. 1 – 12 oder Welt Spiegel Kino konnte er nicht nur interessiertes Publikum auch weit außerhalb der "üblichen verdächtigen" Hardcode-Cineasten erreichen (und begeistern), sondern gab auch der Filmtheorie konkreten Unterbau. Das Medium als Medium des Mediums sozusagen, a film is a film is a film.
"Ein Filmdrama in 5 Akten" nennt Deutsch sein neuestes Werk, eine faszinierende Collage aus Fundstücken aus den ersten viereinhalb Jahrzehnten der Filmgeschichte. A Girl & A Gun ist sozusagen die Fortsetzung von Deutschs Avantgarde-Episodenfilmen FILM IST 1 – 6 (1998) und 2 – 12 (2002), die als filmessayistische Versuche einer "Phänomenoligie des Medium Film" von Kritik und interessiertem Publikum begeistert aufgenommen wurden.
A Girl & A Gun vervollständigt nun, quasi in bester Kino-Tradition, seine Trilogie zum Wesen des Films mit einem auf- und anregenden Essay zum Thema "Die Liebe und der Tod": A Girl and a Gun, Sex und Gewalt, Love and Crime: Die Hauptmotive des erzählenden Kinos. Brodelnde Elemente, nackte Körper, große Gesten, kleine Details.
In insgesamt zehn Filmarchiven in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und den Niederlanden fand er sein Material: Momentaufnahmen längst vergessener Intentionen, aus dem Zusammenhang gerissener Szenen, die kontextbefreit ganz neue Wirkung verbreiten. Eine aufregende Reise durch Visionen und Konzepte, ein ebenso meditativer wie sinnlich aufregender Trip, mit Genuss und Sorgfalt montiert – diesmal arbeitete Deutsch auch erstmals nach vorgefertigtem Drehbuch. Die großartige Musik zum Film stammt vom notorischen Elektronik-Virtuosen Christian Fennesz und den Wiener Szenestars Martin Siewert und Burkhard Stangl, die schon vielfach mit Deutsch gearbeitet hatten und diesmal auch als Kuratoren fungierten.