Visions of Reality - die Ausstellung
Visions of Reality – Titel der Ausstellung und Untertitel des Films Shirley – rekurriert unter anderem auf die Tatsache, dass Edward Hopper in seinen Gemälden Wirklichkeit nicht abbildete, sondern einzelne Versatzstücke zu einer fiktionalen Realität vereinte, eine Methode, die auch dem Medium Film inhärent ist. Im Zuge der dreidimensionalen, lebensgroßen Rekonstruktionen der dreizehn Hopper-Gemälde für den Film entstanden malerische und bildhauerische Artefakte, die für die Erzeugung der illusionistischen Realität des Films zu Sets zusammengefügt wurden.
In der Ausstellung werden nun diese Artefakte aus ihrem filmischen Zusammenhang herausgelöst und zu thematischen Gruppen vereint, die der Inszenierung von Wirklichkeit sowie der Replikation und Rekonstruktion in der Kunst am Beispiel Edward Hoppers gewidmet sind.
In assoziativen Bildfolgen werden gegenseitige Einflüsse und Verknüpfungen zwischen Malerei, Film, Architektur, Populärkultur, Illustration und Werbung hinterfragt. In einer zentralen multimedialen Installation werden drei rekonstruierte Filmsets in regelmäßig sich wiederholenden Phasen ausgeleuchtet und mit atmosphärischen Soundtrackausschnitten bespielt.
Themen der Ausstellung:
Original, Kopie und Replikation
Im Zeitalter der unbeschränkten medialen Verfügbarkeit von Originalgemälden via Internet und deren technischer Reproduzierbarkeit stellt sich einmal mehr die Frage nach der Bedeutung des Originals und dessen multiplen Reproduktionen und Replikationen. Die Kopie als eigenständiges künstlerisches Werk wird durch die mehrfache Replikation von Tafelbildern, die Edward Hopper in seinen Gemälden dargestellt hat, thematisiert.
Symbolhafte Objekte, geschichtsträchtige Artefakte
Alle Objekte, die in den Gemälden Hoppers meist auch symbolhafte Bedeutung haben, wurden für den Film als bildhauerische Objekte gestaltet: Schirme, Koffer, Lampen, Telefon, Bücher. Die für die Ausstellung ausgewählten Objekte, aus ihren filmischen Zusammenhängen herausgelöst, erhalten durch die Anordnung in der Ausstellung neue Bedeutungen und erzählen neue Geschichten.
Anamorphotische und metaphorische Möbel
Edward Hopper reduzierte seine Raumausstattungen auf immer wiederkehrende, archetypische Elemente, die durch ihre Formen und Farben metaphorische Bedeutung erhielten: bedrohliche Fauteuils, sperrige Betten, verwaiste Sessel, abweisende Büromöbel. Bei der dreidimensionalen Rekonstruktion dieser Ausstattungsgegenstände stellte sich heraus, dass sie keinen perspektivischen Regeln folgten, und zum Teil überdimensionale Größen annahmen. Eine Auswahl von für den Film hergestellten anamorphotischen Sitzmöbeln wird in neuen Konstellationen präsentiert.
Diorama, Panorama und Illusionsmalerei
Das Diorama und das Panorama als Vorläufer der Kinematographie und als beliebte Unterhaltungsmedien des neunzehnten Jahrhunderts finden auch heute noch vielfältige und faszinierende illusionistische Anwendungen: in Zoos, naturhistorischen Museen, botanischen Gärten, Palmen- und Wüstenhäusern, Shopping Malls, Vergnügungsparks und nicht zuletzt in der Theater- und Filmproduktion. In der Ausstellung sind die für den Film gemalten großformatigen Landschaften in einem Diorama-Setup zu einem fiktiven Panorama vereint, in dem sich Besucher frei bewegen können, die so gleichermaßen zu Teilen des Dioramas wie zu Beobachtern werden.
Credits:
Eine Ausstellung von KGP Kranzelbinder Gabriele Production und Künstlerhaus
Künstlerisches Gesamtkonzept und Realisation: Gustav Deutsch, Hanna Schimek
Soundtrackausschnitte: Christian Fennesz, Christoph Amann
Lichtgestaltung: Dominik Danner
Tonsteuerung und Tonequipment: Gammon
Lichtequipment: Peter Dopplinger Filmgerätverleih GmbH, Leman GmbH
Bauliche Ausführung, Sets und Objekte: ART for ART, Richard Pirker
Ausführung Ausstellungsarchitektur: Gerhard Dohr, Thomas Rainalter,
Wolfgang Winzberger, Harald Fehringer, Hanno Frangenberg, Künstlerhaus
Produktionsleitung: Eva Huber
Kommunikation und Koordination: Patrizia Liberti, Marie Tappero
Assistenz: Marion Kesmaecker
Vermittlung: Norbert Windpassinger
Presse: Anna Ramskogler-Witt