moderate palette
Bundesschule Aspern, Aspern Seestadt, 1220 Wien
Architektur: fasch&fuchs.architekten
Farbkonzept: Gustav Deutsch, Hanna Schimek
Farben sind für unser Dasein von entscheidender Bedeutung:
sie beeinflussen psychische Befindlichkeiten Aufmerksamkeit, Konzentration, Anregung, Ermüdung
sie zeigen langfristige Wirkungen Persönlichkeitsentwicklung, Charakter
sie bestimmen unsere Umwelt und unser Lebensumfeld Mode, Werbung, Alltagskultur
sie spielen deshalb im Bereich der Bildung/Erziehung eine wichtige Rolle.
Was Farben in der Schule bedeuten und bewirken:
sie sind funktionale Bedeutungsträger Raumnutzungen, Raumverbindungen
haben psychologische Wirkung Konzentration, Anregung, Entspannung
erfüllen Leitfunktion Fluchtstiegen, WC Gruppen, Garderoben
sind Lehrmittel Bildnerische Erziehung, Farbwahrnehmung, Farbempfindung, Farbsysteme
Das Farbkonzept für eine Schule muss daher neben rein ästhetischen, künstlerisch/architektonischen Kriterien, auch psychologische und pädagogische Aspekte berücksichtigen.
Die Auswahl und Zuordnung der Farben ist demzufolge nicht willkürlich, sondern erfolgt auf Grund von Regeln und Prinzipien, die sich aus diesen Kriterien und Aspekten ergeben.
Die farbliche Gestaltung eines Schulgebäudes wird erst durch die BenutzerInnen komplettiert:
durch die Farben die von den SchülerInnen und LehrerInnen mit ihrer Kleidung und ihren Accessoires in das Gebäude hineingetragen werden und durch die Farben der für den Unterricht benötigten, Gegenstände, Objekte, Materialien - Bücher, Plakate, Lehrmittel
Aus diesem Grund wird die Farbpalette für die großflächigen manifesten Gebäudeteile moderat,
zurückhaltend und in geringer Farbsättigung gehalten. Erst in Verbindung mit kräftigen Farben entfaltet sie ihre ganze Wirkung.
Kräftige Farbakzente:
An einigen singulären Bauteilen oder Raumgruppen mit spezifischer Bedeutung, sowie einzelnen beweglichen Raumelementen, werden kräftige Farbakzente gesetzt, die Orientierungsfunktionen übernehmen und die die moderate palette zum Leuchten bringen.
Wände in der Aula und in den Eingangsbereichen, Treppenanlagen, Garderoben, Küche Mensa, WC-Gruppen, Matten
Farbauswahl:
Alle Farben von Oberflächen die werkseitig oder vor Ort aufgetragen werden (Wände, Metallkonstruktionen, Holzkonstruktionen) werden nach dem NCS Farbsystem ausgewählt und gemischt.
Bei allen anderen Oberflächen für die auf eine vorgegebene Material/Farbpalette zurückgegriffen wird (Schichtstoffplatten, Bodenbeläge, Textilien, Kunstleder), orientieren sich die Farben so nahe wie möglich am vorgesehenen Wert.
Farbidentität und Zuordnung:
Gleichen Nutzungen und Bereichen (Departements, Clustern, Turnsälen etc.) werden gleiche Farben der Böden zugeordnet.
Den neuen Lehrkonzepten und Organisationsformen der Schule entsprechend, werden die Farben der Böden über die Raumgrenzen hinaus erweitert.
So beziehen die Farben Gänge, Aufenthaltsbereiche, Rekreationbereiche mit ein und schließen sie zu größeren Einheiten zusammen.
Im Hinblick auf die jeweilige Nutzung der Bereiche (Aktivitäts-, Lern-, Rekreationsbereiche, etc.) werden die Farben der Böden entweder aus dem kalten (Grün-Türkis-Blau) oder warmen (Gelb-Orange-Rot) Spektrum gewählt.
Die Farben der vertikalen Oberflächen (Pinwände, Lamellen, Vorhänge) oder der Möbel werden aus dem jeweils anderen Spektrum gewählt und zugeordnet.
Diese komplementäre Farbgebung gründet in der Auffassung, dass in Räumen, die beiden Farbspektren zugeordnet sind, die Möglichkeit für einen psychischen Ausgleich (Konzentration – Entspannung) geboten wird.
Farbauswahl Böden und Wände / kräftige Akzente:
Einzelnen Nutzungsbereichen werden durch intensive Farbgebung Signal- und Leitfunktionen zugewiesen: Fluchtstiegen, Garderoben, Küche Mensa, WC Gruppen, Nassräume.
Es werden dabei die Farben einheitlich über alle horizontalen und vertikalen Oberflächen gezogen, um den Eindruck und die Wirkung von autonomen kräftigen Farbinseln zu erzielen.
In den Rekreationszonen der Cluster, in den Homebases und in den Lerninseln, werden die mobilen
Polsterelemente ebenfalls in der kräftigen Farbpalette gestaltet, so verbinden sie diese Bereiche über die Ebenen hinweg zu einer funktionalen Einheit.
Oberflächen Holzkonstruktionen:
Die Holzkonstruktionen der Lerninseln und der Podeste, sowie aller anderen Planungsmöbel werden naturbelassen (farblos lasiert, Wasserlack), und bilden so einen “rohen“ Gegenpol im farblichen Gesamtkonzept.
Dies betrifft auch die Akustikpanele der Außenwände der Departements, sowie die Außenwände in den Clustern, die dadurch einen neutralen Hintergrund für partizipative Interventionen – Plakate, Notizen, Aushänge etc. bilden.
Farben und Material:
Alle Oberflächen werden ihrer spezifischen materiellen Qualität entsprechend farblich so behandelt, dass ihre Oberflächenstrukturen erhalten bleiben und nicht mit materialfremden Farbschichten überzogen werden.
Holzoberflächen werden lasiert oder geölt, die Holzstruktur bleibt sichtbar
Gipskartonwände werden gespachtelt und weiß gestrichen
Sichtbetonflächen bleiben naturbelassen, mit Ausnahme von Nassräumen
Stahlkonstruktionen und Bleche werden lackiert, oder verzinkt